Taubenschach und Sealioning in der Systemtheorie-Diskussion

- ein Problem vor dem Hintergrund schwacher sprachlicher Reflexionsfähigkeit:

Auch in den Geisteswissenschaften hat in einigen Kreisen ungesunde Tradition, sich in die Sprachsysteme der Anderen nicht einzuarbeiten und die eigenen nicht hinlänglich zu reflektieren.

Es fehlt unter anderem wissenschaftstheoretische Konfrontation der begrifflichen und strukturellen Kohärenz.

Wittgenstein zum Beispiel hat Kurt Gödels Arbeit kritisiert, doch aus Perspektive von Gödels Arbeit betrachtet, hatte Wittgenstein vor allem ein Problem mit seiner eigenen Unfähigkeit nachvollziehen zu können, was Gödels Arbeit bedeutet, weil er nicht nachkonstruieren konnte, wie sie funktioniert.

Diese Schwäche, die eigene sprachliche Reflexionsfähigkeit in die Kritik einzuarbeiten, hatte massive Folgen in der systemtheoretisch konstruktivistischen Reflexion, der es bis heute daran fehlt, ihre mathematischen und logischen Wurzeln im Rahmen ihrer mathematischen und logischen Wurzeln zu durchdenken und tatsächlich weiterführend mitzunehmen. Wir können nicht beurteilen, ob sie es nicht kann. Wir können nur feststellen, dass sie es nicht tut.

Die sprachphilosophische Tradition kann die mathematisch konstruktivistische zum Beispiel nur fassen, wenn sie sich dafür in ihren Symbolsatz begibt und darin argumentiert.

Wo solche Fähigkeiten oder wissenschaftlichen Tatsachen fehlen, ist das Resultat:

- mit Treibsandeffekt stilistisch und inhaltlich überkomplizierte bis willkürliche, tendenziöse oder gar falsche Auslegungen deutlich klarerer oder auch schwacher Ursprungstexte und

- Taubenschach dergestalt, dass es zu keiner wissenschaftlichen Auseinandersetzung über die mathematischen Hintergründe und Weiterentwicklungen kommt.

Es konzentriert sich auf pseudoskeptische Fragen, ja Rhetorik, die immer wieder nur die eigenen Verständnisschwächen aufdeckt, die aber vor dem Publikum, das nun schon gar nicht dazu in der Lage ist, das zu beurteilen, wie inhaltliche Skepsis aussieht. Es kann nicht sehen, dass es nicht sieht, was es nicht sieht.

Sealioning - wo Tone-Policing als Instrument genutzt wird, den Anderen durchs Taubenschach zu jagen und immer wieder das nächste oberflächliche Pseudoargument geführt und so getan wird, als wäre das wissenschaftlich legitim, da es ja angeblich nur um Meinungsauseinandersetzung gehe - erweckt vor Publikum den Eindruck der intellektuellen Aufgeschlossenheit des Sealions, aber mangelnden Kritikfähigkeit auf Seiten desjenigen, der auf wissenschaftliche Auseinandersetzung pocht.

Notwendig, ja seriös wäre, das Publikum darüber zu informieren, dass sein Verständnis dessen, was da vorgeht, von denselben sprachlichen Bedingungen abhängt:

Solange es diese nicht erfüllen kann, kann es streng genommen nur nach Sympathie entscheiden. Und die Sympathie wird dann regelmäßig auf Seiten der argumentativ Schwächeren liegen. Ein Faktor, der politisch und wirtschaftlich relevant und möglicherweise intendiert ist und instrumentalisiert wird. Auch Wissenschaftler sind nur Menschen.

So lähmt sich die Systemtheorie- und Konstruktivismus-Diskussion seit Jahren selbst, hängt sich in kontinuierlicher Wiederholung ihrer trivialen Anfänge und Exegese auf und schränkt ihre Peergroup und ihre Followerschaft darüber so ein, dass Weiterentwicklung auf den Rahmen dieser Trivialitäten beschränkt bleibt. Sie bleibt nicht nur im Fringe, sie zieht sich auch über wirtschaftliche Interessen enger.

Sprachliche Kompetenz in den Symbolsätzen garantiert überhaupt erst angemessene Kritik.

So, wie wir im Alltag den Anderen nur innerhalb seiner Konzepte begreifen können, gilt das auch für die Wissenschaft. Das Peergroup-System kann das heute in vielen Fällen nicht mehr leisten, weil Kompetenz-Beurteilungsfähigkeiten fehlen, ob die Peer überhaupt dazu in der Lage ist, den anderen Symbolsatz zu sprechen.

Wer bewacht die Wächter?

Dieses Problem hat wissenschaftliche Methodologie versucht, dadurch in den Griff zu bekommen, dass sie Beweisverfahren entwickelt hat, welche den Wächter unnötig machen.

Das intendiert nicht, auf Objektivität abzustellen, da jede wissenschaftliche Erkenntnis natürlich beobachterabhängig ist.

Objektivität ist nach von Foerster eigentlich nur der Versuch des Beobachters, Erkenntnis von sich selbst unabhängig zu machen.
Was in der Konsequenz bedeutet, die Verantwortung für das Zustandekommen seiner Analysen abzugeben.

Eben diesen Konstruktionsfehler versucht das Peergroup-System zu beheben, landet aber dabei darin, ihn zu imitieren.
Also steht am Ende doch individuelle und eigenverantwortliche methodische Analyse.

Der Offenbarungseid: Sealioning und Taubenschach verdecken unter konstruktivistischer Rhetorik ontische Intention.
Wir rückentwickeln uns unter dem Deckmantel konstruktivistischer Auseinandersetzung wissenschaftlich.

Damit ist der Weg frei für Metaphysik, Rhetorik, Peerpressure.