Das Problem ist vom Kern her ziemlich leicht beschrieben:
Die Leute sind für #Emergenz und #Metakrisen nicht ausgebildet.
Und deshalb entwickelt sich die Menschheit zum Extinction Level Event.
Wir können von Menschen, die schon damit überfordert sind, sich unter Stress mit Maske auf im Supermarkt rundum zu orientieren, nicht erwarten, dass sie dazu in der Lage wären, opportunistische Politiker und Konzerne abzupfeifen, die das Überleben der Menschheit für Macht und Geld verzocken. Sie schaffen ja nicht einmal räumliche Sozialorientierung.
Wir können von ihnen nicht erwarten, dass sie populistische Rhetorik durchschauen, dass sie unter Stress ruhig analysieren können, dass sie dazu in der Lage wären, eindimensionale Konflikte in Kommunikativen Riesenwellen zu verlassen: Sie wüssten gar nicht, wie sie das tun sollten. Ihnen fehlt der Symbolsatz, ihnen fehlen die Techniken für rationale Analyse, sie haben keine Ahnung davon, wie funktionale Rhetorik überhaupt aussieht - geschweige denn, wie sie zu bewerten wäre, und sie können nicht systemisch denken.
Sie glauben an Gefühlswahrheiten, weil sie keine Zeichen haben, in der Emergenz zu navigieren. Sie sind mittlerweile schon davon überfordert, ein Wort wie "Emergenz" überhaupt zu googeln. Sie saufen in ihrem Dunning-Kruger, ihren confirmation biases und ihren blinden Flecken ab, ohne dass wir ihnen Rettungsringe zuwerfen dürfen, weil sie nicht wissen, dass sie sie benötigen und wie sie damit umgehen könnten. Sie empfinden das im Zweifelsfall als Affront gegen ihre Meinungsfreiheit, ihren Opportunismus und ihre ideologischen Impulse ... Sie verhalten sich wie der Patient, der dem Arzt auf "Wenn Sie so weitermachen, haben Sie nur noch 2 Monate zu leben!" antwortet: "Sowas dürfen Sie mir aber so doch nicht sagen, und außerdem bin ich anderer Meinung!"
Und wenn es Einigen gelingt, mehrdimensional zu denken, verhaken sie sich so in Komplexitätsmanagementstufe 2, dass sie nicht mehr dazu in der Lage sind beurteilen zu können, an welcher Stelle ihnen Differenzierungsfähigkeit fehlt. Solch ein Denken kann Handwerk nicht und scheitert schlussendlich an der Praxis, beziehungsweise an der Krise, am Leben. Die Corona-Diskussionen zeigen das deutlich ...
Die Meisten können keine bedeutungsdichten Texte lesen, und sie haben in den neuen sozialen Komplexitäten das Problem, dass diese so viel soziales Gehirn fressen, dass ihre kognitiv-rationalen Fähigkeiten unter diesem Sumpf verschrumpeln, so dass fundamentales und fundamental wichtiges Wissen aus den Wissenschaften, das in den Achtzigern des letzten Jahrhunderts noch eine Chance gehabt hätte, bei ihnen anzukommen, heute keine mehr hat:
Auf Linkedin werden tatsächlich Diskussionen geführt, in denen Einige fordern, Wissen für Erwachsene auf dem Niveau der "Sendung mit der Maus" zu präsentieren, weil "man die Leute ja da abholen muss, wo sie stehen". Sie nennen das "Gutes Storytelling" und "Kommunikation auf Augenhöhe" ...
Das ist der Offenbarungseid einer Gesellschaft, die sich selbst nicht mehr ernst nimmt und die in Marketing absäuft, während der Planet unter ihrer Last ächzt.
Die Klimakrise fordert Menschen, die dazu in der Lage sind, ihren eigenen Umgang mit den Ressourcen von Welt und Mensch zu überprüfen, was bedeutet: Sie fordert Menschen, die über grundlegende Rhetorikkenntnisse verfügen, die logisch denken können, die sich in rationaler Argumentation auskennen, die ihre Zeichensätze bewusst überprüfen und formen können: Sie fordert Menschen, die sich in ihren Semiosphären emanzipieren und die systemisch-realkonstruktivistisch denken können. Sie fordert Menschen, die sich selbst ernst nehmen und respektieren - und das mit Niveau, Anspruch und Verantwortungsbewusstsein, das Freiheitsethiken kann.
Wer daraus ein Statusspiel machen will, der hat das Problem nicht verstanden und ist Teil davon: Das hier ist ernst und auch alles andere als arrogant. Nach dem Leak zur Klimalage dank der Scientist Rebellion haben wir noch 3 Jahre, um das Schlimmste zu verhindern, und wir dürfen davon ausgehen, dass wir sie nicht nutzen.
Vielleicht ginge es mit einem totalitären Regime, aber von Demokratien müssen wir wissen: Ihre politischen Entscheidungen sind immer so dumm wie ihre Bevölkerungen, und für solche Bevölkerungen muss man tatsächlich dazu schreiben, dass totalitäre Regimes langfristig keine gute Idee sind, wir uns aber mit ihnen in Katastrophen zwangsläufig auf totalitäre Regimes zubewegen, wenn sie nicht rechtzeitig dazulernen ...
Wir aber haben eine Bevölkerung gezüchtet, die in weiten Teilen glaubt, dass es eine Beleidigung ist, wenn man sie "dumm" nennt und die das zu ebenso weiten Teilen wichtiger findet, an der Stelle mit emotionaler Abwehr zu reagieren, als dass sie sich "vorschreiben ließe", wie sie klüger werden könnte. Sie möchten, dass man ihnen das so sagt, dass sie sich dabei nicht schlecht fühlen müssen, was bedeutet: dass es keinen Unterschied machen muss.
Wir können natürlich auf Maßnahmen zeigen, auch auf Verbote, aber machen wir uns nichts vor: Sowas wie Armin Laschet ist ein systemisches Phänomen und Problem, und schon an der öffentlichen Diskussion zum Tempolimit erkennen wir unser eigenes: Der Massemensch ist egoistisch, egozentrisch und ideologisch auf viel zu niedrigen Komplexitätsstufen unterwegs. Und der Massemensch sind wir alle.
Das gesamte Bildungssystem muss umgestellt werden und kann es nicht, weil auch das davon abhängt, wie die Bevölkerung das beurteilt - und die zieht im Zweifelsfall direkt aus unangenehmen Konditionierungserfahrungen heraus den Weichspülgang vor, was bedeutet: kognitive und soziale Fasern werden brüchig. Sie trivialisiert, polarisiert, übersteuert und kann die Synthese nicht.
Es bleibt uns nur der Guerilla-Weg: Wir müssen umsichtig, aber anspruchsvoll vorgehen und dürfen uns nicht von Masseansprüchen ablenken lassen: Sie können nicht einmal den status quo erhalten, was schon gefährlich genug ist.
Konzentrieren müssen wir uns auf diejenigen, die die Probleme lösen - und das sind nicht die mit den sozial-emotional biochemischen Wertschätzungskulturen. Unterstützen müssen wir diejenigen, die Guerilla-Programme schreiben und diejenigen, die dafür sorgen, dass mehr Menschen das können.
Für alles andere ist keine Zeit mehr. Das ist eine Wahrheit, an der solche, die mitten in der Katastrophe im postmodernen Treibsand "Jeder hat das Recht auf seine Meinung!" spielen, um ihren Quatsch durchzuziehen, untergehen werden. - und auch das ist Fakt und nicht einfach nur eine Meinung.